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Zur Geschichte der St. Salvatoris-Kirche

1672
In einer Oktobernacht vernichtete ein verheerender Stadtbrand mehr als drei Viertel aller Zellerfelder Häuser, darunter auch das Rathaus, das Fürstliche Amtshaus, die Münzstääte und die beiden Kirchen.

1683
Elf Jahre später wurde die steinerne St.-Salvatoris-Kirche geweiht. Die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg hatten das Ausklauben alter Bergwerkshalden während der Freizeit erlaubt. So trugen die Zellerfelder Bergleute - verwurzelt in tiefer Religiosität - in einer gewaltigen Kraftanstrengung den größten Teil der Kosten für den Neubau ihrer Kirche.
Im Stil der Renaissance gebaut war die St.-Salvatoris-Kirche die erste größere Querkirche des 17. Jh. mit weit nach innen gezogenen Emporen an den Schmalseiten und Altar und Kanzel an der östlichen Längsseite. So sollte Platz für möglichst viele Gläubige geschaffen werden, die den Pastor beim Gottesdienst alle gut hören und sehen sollten. Die Sitzordnung richtete sich nach der gesellschaftlichen Stellung. Die Saalkirche hatte ein riesiges Holztonnengewölbe, das bis heute erhalten ist.

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Der junge Pastor Caspar Calvör kam in dieser Zeit nach Zellerfeld, obwohl er ursprünglich eine wissenschaftliche Karriere angestrebt hatte. Er stand mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten in regem Austausch. So diskutierte er mit dem berühmten Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz technische und philosophische Fragen am Kamin seines Hauses in der Treuerstraße. Im Dachboden der St.-Salvatoris-Kirche war Calvörs wissenschaftliche Bibliothek untergebraucht. Sie besteht aus 4.700 wertvollen Büchern und 11.000 Einzelschriften aus dem 16. und 17. Jh., darunter zwei kleinere Handschriften von Luther. Diese mittelgroße barocke Gelehrten-Bibliothek umfasst nicht nur theologische Bücher, sondern etwa zur Hälfte auch historische, juristische, poetische, philosophische, naturwissenschaftliche, medizinische und geographische Schriften. Dieses bedeutende Kulturgut ist heute in der Bibliothek der Technischen Universität Clausthal untergebracht.

Der junge Georg Philipp Telemann lebte einige Zeit im Hause von Caspar und Katharina Calvör, die selbst keine eigenen Kinder hatten. Er war mit 13 Jahren auf den Harz geschickt worden, um ihn von der Musik fernzuhalten, fand jedoch in Calvör einen Förderer seines Talents. Telemann spielte die Orgel in der St.-Salvatoris-Kirche, dirigierte den Kirchenchor, komponierte Motetten und Stücke für den Stadtmusikanten.

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1864
Nach Plänen des Königlichen Baurats Conrad Wilhelm Hase aus Hannover wurde die St.-Salvatoris-Kirche im 19. Jh. grundlegend umgebaut. Heute erscheint sie als dreischiffige und siebenjochige Hallenkirche mit Kreuzrippengewölbe auf Bündelpfeilern. König Georg V. von Hannover hatte seiner „lieben Gemeinde Zellerfeld“ die fehlenden Taler zur Finanzierung des Umbaus geschenkt und beehrte die feierliche Einweihung am ersten Adventssonntag 1864 mit seiner Anwesenheit.


1953
In diesem Jahr wurde die Südwestempore hinter dem Altar mit einer Wand abgetrennt und eine Winterkirche geschaffen. Der von Conrad Wilhelm Hase gestaltete neugotische Altaraufsatz wurde durch ein schlichtes Holzkreuz ersetzt, das heute an der südöstlichen Seitenwand aufgestellt ist.

1997
Am 13. April wurde das Altarbild des Leipziger Künstlers Werner Tübke (†) geweiht.

2015
Nach vieljährigen Renovierungsarbeiten wurde die grunderneuerte Kirche Pfingsten 2015 wieder für Gottesdienste  und Besucher geöffnet.