Schon früh ein Ort mit vielen Besonderheiten
Über Buntenbocks Gründung und die Entstehung seines Namens ist wenig überliefert. Fest steht, dass Buntenbocks frühe Bewohner vom Fuhrwesen lebten und nicht wie in Clausthal und Zellerfeld aus dem Erzgebirge stammten, sondern aus Lerbach, Osterode und dem Südharzvorland. Buntenbock ist nämlich eine niederdeutsche Sprachinsel im Oberharz, dessen oberdeutsche Mundart von den erzgebirgischen Bergleuten geprägt wurde, die sich im 16. Jh. hier niederließen.
Die Bergfuhrleute, denen der Ort seine Existenz verdankt, waren ein bäuerlicher Berufsstand. Dass es von ihnen schon im 30jährigen Krieg in Buntenbock sehr viel gegeben haben muss, zeigt eine überlieferte Geschichte.
Als Plünderer 1623 den Ort heimsuchen wollten, fuhren die Buntenböcker „alle ihre Karrens und vielen Wagen zusammen, so dass um ganz Buntenbock eine Wagenburg war.“
Buntenbock war seit jeher in ein Ober- und ein Unterdorf geteilt, wenn auch ohne genaue Abgrenzung. Bis 1968 gab es kein amtliches Straßenverzeichnis, stattdessen waren die Häuser des Ortes von Norden nach Süden durchnummeriert. Neben der Bezeichnung des Ortsteils dienten markante Gebäude und Straßenabzweigungen als Orientierung.
Fuhrherren, Fuhrleute, Fuhrknechte
Buntenbock hatte einst eine sehr zentrale und verkehrsgünstige Lage an alten Handels- und Transportstraßen wie z.B. die Alte Harzstraße und der Hundscher Weg. Von hier gut zu erreichen war der Oberharz mit der Clausthaler Hütte und den Gruben sowie den vielen am Wasser liegenden Pochwerken (Erzaufbereitungen), aber auch die Eisensteingruben um Lerbach und Osterode, deren Erz in die Eisenhütten in Osterode und an Harzrand transportiert werden musste. Außerdem musste Getreide vom Kornmagazin in Osterode auf den Oberharz gebracht werden, Holzkohle aus dem Solling herangeschafft werden und Holz aus dem Wald in die Städte und zu den Bergwerken transportiert werden.
„Das Fuhrwesen nimmt das meiste Geld mit“, so wird ein Fachmann aus dem Jahr 1750 zitiert - Fuhrherren machten also gute Geschäfte. Sie brauchten eine Konzession der Bergbehörde, durch die die Fuhrbetriebe einzelnen Gruben, Hütten, der Forst oder Eisenhütten zugeteilt wurde und nach deren Bedarf Transporte durchführen mussten. Sie konnten sich spezialisieren und waren als selbständige Lohnunternehmer in ihrem kaufmännischen Handeln viel freier als die Berg- und Hüttenleute.
So konnten sie leichter zu Wohlstand kommen. Ehemalige Fuhrherrenhäuser in Buntenbock waren größer und schmuckreicher als gewöhnliche Bergmannshäuser.
Anfang des 17. Jh. gab es Fuhrherrenbetriebe mit mehr als 70 Pferden - weite Koppeln, schwer beladene Karren, knallende Peitschen dürften den Alltag in Buntenbock geprägt haben. Den Fuhrherren unterstanden die verheirateten Fuhrleute, die unverheirateten Fuhrknechte und die Fuhrjungen, die zu ihrer Ausbildung von Kind an den Fuhrherren begleiten und im Betrieb (z.B. bei der Heuernte) helfen mussten. Unterscheiden konnte man die Fuhrherren durch ihre weißen Kittel von den Fuhrleuten, die wie die Bauern im Harzvorland blaue Kittel trugen.
Literatur
Griep, Hans-Günter: Das Bürgerhaus der Oberharzer Bergstädte. Tübingen 1975, S. 88ff.
Humm, Albert: Aus längst vergangenen Tagen Band I. Clausthal-Zellerfeld 1978, S. 125ff.
Historische Industriebetriebe
Der Name Harzziegelhütte an der Bundesstraße zwischen Clausthal und Osterode erinnert heute an ein Kapitel Buntenbocker Industriegeschichte. Hier am Prinzenteich, an der Innerste wurde 1673 eine Ziegelbrennerei errichtet, die Steine für den Bau der Clausthaler Hütte lieferte. Außerdem sollten nach dem großen Zellerfelder Stadtbrand die Dächer mit Ziegel anstelle von Holzschindeln gedeckt werden. Die Harzziegelhütte erlebte Phasen großer Nachfrage aus den Oberharzer Hütten, aber auch viele Krisen. 1890 wurde der Ziegeleibetrieb schließlich eingestellt.
Ein geschultes Auge erkennt am Clausberg, Ziegenberg und Bärenbruch im Gelände noch die Spuren des Eisensteinbergbaus - in Form von eingefallenen Stollen und Mundlöchern. Durch die kleinen Eisensteingruben siedelten sich in Buntenbock auch Bergleute an, viel davon aus Lerbach.
Sie betrieben ihre Bergwerke privat, in sog. Eigenlöhnerschaft. Die Bergaufsicht in Clausthal legte fest, welcher Preis für ein Fuder mit rd. 20 Zentnern Eisenerz bei Anlieferung zu zahlen war. Die Buntenböcker Häuser von Bergleuten ähnelten denen in den Oberharzer Bergstädten; hier war das Vieh anders als bei den Fuhrleuten hinter oder neben dem Wohnhaus untergebracht, nicht aber unter demselben Dach, wie im Harzvorland üblich.
Im Laufe der Zeit arbeiteten immer mehr Buntenbocker Einwohner als Bergleute in den Oberharzer Gruben. Es ist zu vermuten, dass bei ihnen die eigene Land/de/wirtschaft verbreiteter war als in den Oberharzer Bergstädten.
Ein Bahnhof für Buntenbock
Im Wald etwa einen Kilometer südöstlich des Ortes wird eine Wegekreuzung von vielen Einheimischen „Buntenbocker Bahnhof“ genannt, doch Spuren einer Bahnlinie oder eines Gebäudes sind hier nicht zu entdecken.
Zu Beginn des 20. Jh. ab es große Pläne, um Buntenbock und andere Harzorte mit einer neuen Eisenbahnlinie infrastrukturell besser zu erschließen. Damit sollte die schlechte /de/wirtschaftliche Situation der Bergstädte Clausthal, Zellerfeld und Altenau verbessert werden.
Innerhalb von zwei Jahren wurden die Pläne so konkret, dass Anfang 1914 die 20 Kilometer lange Trasse vom Clausthaler Ostbahnhof über Buntenbock, Lerbach und Freiheit nach Osterode abgesteckt und bereits Schneisen in den Wald geschlagen waren.
Trotz enormer Baukosten wurde die Eisenbahnstrecke von vielen Beteiligten für rentabel gehalten - heute kaum mehr vorstellbar.
Der große Höhenunterschied zwischen Buntenbock und Lerbach erforderte drei Tunnel mit einer Länge von 150, 300 und 550 Metern, neun Talbrücken von bis 150 Meter Länge und 30 Meter Höhe und elf Über- und Unterführungen an Wegen. Die Orte Buntenbock, Lerbach und Freiheit sollten Bahnhöfe erhalten; vom Bahnhof Clausthal-Ost hätte die Strecke bei Bedarf in nördlicher Richtung nach Hahnenklee weitergeführt werden können.
Der 1. Weltkrieg machte die Verwirklichung dieser in der Planung fertig gestellten Eisenbahnstrecke zunichte, die der Höllentalbahn im Schwarzwald vergleichbar gewesen wäre.
Literatur:
Hildebrandt, Werner: Der geplante Bahnbau Clausthal-Buntenbock-Osterode. Allgemeiner Harz-Berg-Kalender 1987, Clausthal-Zellerfeld, S. 66ff.
Erholung abseits „trubulöser“ Kurorte
Ein imposantes ehemaliges Kurhaus an der Trift - ein First-Class-Hotel der Kaiserzeit - symbolisiert die touristischen Anfänge in Buntenbock. Die /de/wirtschaftliche Lage zwang Buntenbock, nach neuen Einnahmequellen zu suchen - der Tourismus schien dafür gut geeignet.
Schon vor dem 1. Weltkrieg warb man für einen Kuraufenthalt im „Höhenluftkurort“ Buntenbock und verglich dabei die gute Luft mit den berühmten Höhenkurorten der Alpen. Um 1910 gab es das Badehaus Buntenbock für „Bäder aller Art“; es standen etwa 160 Betten in 50 Privatwohnungen und vier Gasthäuser zur Verfügung, darunter auch „Meyers Kurhaus“ an der Trift. Dort zahlte man nur vier Mark für Vollpension mit allen Bädern im Hause und Milch von eigenen Kühen.
Die Hoteliers empfanden Buntenbocks Lage abseits der Bahnlinien als großen Standortnachteil, denn andere aufstrebende Harzer Kurorte waren per Bahn viel leichter zu erreichen als Buntenbock. Die Gasthäuser unterhielten deshalb einen Fuhrpark, um ihre Gäste mit dem Bahnhof in Clausthal zu verbinden. Ansonsten machte man aus dieser Not eine Tugend - in einem werbewirksamen Prospekt des Harzklubs heißt es: „Wer zur Erholung und Kräftigung seines Körpers … einen Kurort des schönen Harzes aufsuchen will, der wähle einen ruhigen, schön und geschützt gelegenen, gesunden Ort. In den größeren, vielbesuchten trubulösen Kurorten mit direkter Bahnanbindung wird der Erholungsbedürftige vergeblich das suchen, was er bei uns findet: Ruhe, Erfrischung und Kräftigung.“ (hz/HA)
Literatur:
Humm, Albert: Aus längst vergangenen Tagen Band I. Clausthal-Zellerfeld 1978, S. 127ff.