Sehenswerte Gebäude der Technischen Universität Clausthal
Die Wurzeln der heutigen Technischen Universität Clausthal reichen bis in die Zeit des jungen Goethe zurück, der den Harz 1777 erstmals bereiste. Damals war das Oberharzer Bergrevier mit seinen vielen Gruben und Hütten die größte Industrieregion zwischen Sankt Petersburg und Paris. Hier wurde im 18. Jh. - heute kaum mehr vorstellbar - rund ein Viertel des kurhannoverschen Staatshaushalts er/de/wirtschaftet.
In dieser Situation wurde 1775 die erste montanistische Lehranstalt in Clausthal gegründet, um praxisnah Berg- und Hüttenleute auszubilden. Ihre Entwicklung zur modernen Technischen Universität von heute ist von vielen strukturellen Änderungen und Krisen begleitet gewesen.
Drei Wachstumsphasen des 20. Jahrhunderts lassen sich im Stadtbild gut erkennen: die Kaiserzeit kurz nach der Jahrhundertwende am Hauptgebäude gegenüber der Marktkirche (errichtet von 1903 bis 1906), die 1920er Jahre an der Aula Academica mit Turn- und Schwimmhalle sowie den beiden Instituten für Chemie- und Maschinenbau und als drittes die Zeit ab 1960, in der mit der Entwicklung zur Technischen Hochschule auf dem Campus am Feldgrabengebiet viele Institutsbauten entstanden.
Das Hauptgebäude
Von 1903 bis 1906 wurde an der Stelle der alten Bergakademie das jetzige Hauptgebäude gegenüber der Kirche gebaut. Zuerst wurden der Ostflügel und der Mittelbau fertig gestellt, damit das alte Gebäude geräumt werden konnte, erst danach wurde der Westflügel gebaut. So vermied man eine Unterbrechung des Lehrbetriebes. Im Mai 1907 wurde der Neubau mit dreitägigen Feierlichkeiten eingeweiht.
Entstanden war ein riesiger Bau mit Fassaden der Neorenaissance (orientiert an Vorbildern aus Berlin), einem Turmerker und einer Dachterrasse mit Türmchen. Die Innenräume waren im aktuellen Jugendstil gehalten. Leider hatte man aber die Einflüsse des Oberharzer Klimas unterschätzt: schon nach wenigen Jahren drang Nässe ins Mauerwerk, Ende der 20er Jahre fielen erste Teile der Fassade herunter. Bei der Erneuerung übernahm man die schlichte Oberharzer Holzverschalung und ersetzte die Türmchen und Ziergiebel durch ein funktionales Dach. Bei späteren Umbauten wurde auch die Dachterrasse abgebaut und über lange Jahre hinweg der Eingang vis à vis der Marktkirche geschlossen.
Die Gebäude an den Spittelwiesen
Nach dem ersten Weltkrieg stieg die Zahl der Studenten stark an, so dass der Neubau des Hauptgebäudes zu klein wurde. Die drückende räumliche Situation führte dazu, dass das Professorenkollegium geschlossen für eine Verlegung der Bergakademie nach Goslar stimmte. In Berlin wurde jedoch entschieden, die Clausthaler Bergakademie auszubauen.
1923 bis 1925 wurden zunächst einige Anbauten an das Hauptgebäude errichtet, so dass der Gebäudekomplex der Bergakademie das gesamte Straßengeviert umschloss. An den Spittelwiesen entstanden die Institutsgebäude für Maschinenbau und Chemie sowie das Aula-Gebäude mit Festsaal, Turnhalle und benachbartem Hallenbad. Letztere wurden mit Stiftungsgeldern aus der Montanindustrie und mit staatlichen Mitteln gebaut. (hz/HA)