Wiesen, Wald und Wasser
Was wir heute als reine Natur im Oberharz erleben, ist in Wirklichkeit eine reizvolle Kulturlandschaft mit spannender Vergangenheit. So kamen schon früh viele berühmte Reisende wie Goethe, Heine oder James Watt hierher. Diese historischen Touristen besichtigten damals die beeindruckenden Bergwerke mit ihren vielen technologischen Meisterleistungen und fanden Unterkunft und Freundschaften in Bergstädten von /de/wirtschaftlicher und /de/kultureller Blüte.
Über mehr als 450 Jahre hat der Bergbau die Oberharzer Landschaft geprägt. Wiesen, Wälder und Wasser im Oberharz sähen ohne Bergbau völlig anders aus, denn ohne die Ressourcen Wasser und Holz hätte es hier keinen Bergbau gegeben. So aber wurde die ursprüngliche Naturlandschaft seit Mitte des 16. Jh. völlig umgestaltet - im Oberharz entstand eine Landschaft, die sich ihren Reiz und ihre Individualität bis heute bewahrt hat.
Die duftenden Bergwiesen um Buntenbock wurden einst von armen Bergmannsfamilien angelegt, damit für die einzige Ziege oder Kuh im Stall Heu gemacht werden konnte. Der ursprüngliche Mischwald aus Buchen, Eschen, Fichten und andere Gehölzen wurde durch den immensen Holzbedarf der Gruben im Laufe der Jahrhunderte zu einem reinen Fichtenwald. Erst in den letzten Jahrzehnten gibt es starke Bemühungen, den für die Höhelage jeweils typischen Mischwald durch forstliche Maßnahmen wieder herzustellen.
Die vermeintlichen Seen rund um Clausthal-Zellerfeld sind in Wirklichkeit Teiche, die die vielen Bergwerke mit dem Energieträger Wasser versorgten. Mit Hilfe von Wasserrädern konnten die Erze im Schacht gehoben und die Gruben vom Grundwasser leer gepumpt werden. So entstand im Laufe der Jahrhunderte ein riesiges, weit verzweigtes System aus Teichen, kleinen Gräben und Verbindungsstollen nur für Wasser. Derzeit gibt es Bemühungen, dieses einzigartige Kulturdenkmal Oberharzer Wasserwirtschaft als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen.
Auch viele „Berge“ gab es im Oberharz nicht immer. Sie sind meist kleinerer Gestalt und zeigen die Nähe eines Grubenstandortes an. Es sind alte Bergwerkshalden, in denen das taube Gestein abgelagert wurde. Einige dieser Halden wurden nach der Aufgabe des Schachtes schon vor über hundert Jahren parkähnlich aufgeforstet. Die größten Bergbauhalden liegen am Ottiliae-Schacht in Clausthal, wo einst eine riesige Erzaufbereitung stand. Wer sich für seltene Pflanzen interessiert, findet hier eine vielfältige Schwermetallflora. (hz/HA)